Die 12. Etappe meiner Tour von Berlin nach Istanbul ist so etwas wie die Königsetappe und führt mich auf der Transfogaraschen Hochstrasse über den 2042 m hohen Bâlea Pass in die Walachai und Richtung Pitești.
Vor diesem Tag habe ich den meisten Respekt, da ich noch keinen Pass dieser Höhe gefahren bin. Mit dem Auto war ich schon einmal dort oben, im Juni 2011. Damals von der Donau kommend vom Süden aus. Heute werde ich den Pass vom Norden erklimmen, der steileren Seite.
Natürlich, in den Alpen gibt es härtere, höhere und steilere Pässe. Aber dies ist eben meine Herausforderung. Ich starte von meinem Hotel in Arpasu de Sus auf 600 m Höhe. Von dort geht es erstmal ein paar Kilometer auf einer schlechten Schotterstrasse quer zur Passstrasse.
Jetzt sind es noch 27,6 km bis zum Bâlea Pass. Laut Komoot werde ich bis dahin 2360 Höhenmeter überwinden. Diese Passstrasse wurde 1970-74 zu Zeiten des Diktators Nicolae Ceaușescu gebaut. Natürlich um Truppen besser zwischen dem Süden und dem Norden verschieben zu können. Dabei ist aber ein bemerkenswertes und absolut faszinierendes Bauwerk entstanden, eine Passstrasse die Ihresgleichen sucht.
Komoot veranschlagt für den Weg bis zum höchsten Punkt etwa vier Stunden. Ich habe natürlich nicht zufällig eine Übernachtung am Fusse des Passes eingeplant. Wenn ich mich morgens ausgeruht auf den Weg mache, habe ich keinen Zeitdruck. Sollte dann das Wetter noch mitspielen, habe ich keine Bedenken.
Wie weit ich an diesem Tag komme, werde ich sehen. Es gibt auf der Abfahrt eine Vielzahl kleiner Pensionen und Hotels. Ich werde sicher eine Unterkunft finden, zumal ich diese Etappe an einem Montag fahren werde. Ich muss es also nicht unbedingt bis Pitești schaffen.
Der untere Teil der Südseite hatte 2011 noch ziemlich schlechte Strassen. Ich gehe nicht davon aus, dass sich daran etwas geändert hat. Nach einer Abfahrt von fast 30 km kommt man an den Vidraru Stausee. Die Strasse führt am Ostufer entlang, ich habe mir allerdings vorgenommen, die Schotterstrasse am Westufer zu nehmen. Sie ist 8 km kürzer und hat 800 Höhenmeter weniger.
Unweit der 166 m hohen Staumauer am Südende des Vidraru trohnt die Runine der Burg Poenari hoch über der Strasse. Im Gegensatz zur Burg Bran nahe Brasov, die als Dracula-Burg touristisch vermarktet wird, ist sie die wahre Burg des Vlad III. Drăculea.
Erbaut Anfang des 13. Jahrhunderts, liess man sie nach langer Nutzung verfallen, ehe Vlad III. Drăculea ihre strategische Bedeutung erkannte und sie wieder aufbauen liess. Er machte die Burg Poenari zu seiner wichtigsten Festung und überstand hier sogar 1462 eine Belagerung durch die Türken und Tataren. Als sie die Burg schliesslich von einem Nachbarberg beschossen, konnte er ihnen durch eine List entkommen.
Auf der Burg sollen noch immer sonderbare Dinge passieren. So stürzte ein in Kanada lebender Nachfahre Vlad III. bei der Besteigung der Burg ab und verletzte sich schwer. Heute führt eine Treppe mit 1480 Stufen hinauf. Ob ich mir das nach dem Erklimmen des Bâlea Passes antun möchte, wage ich zu bezweifeln.
Mich hat eher ein Video von Rad-Tourern beeindruckt, die unterhalb der Burg wild gecampt haben. Als sie am Abend von einem Besuch auf der Burg zurückkehrten, bemerkten sie einen stattlichen Braunbären, der sich an ihren Vorräten zu schaffen machte.
Image Splash © lucianf, Image Balea © Florin Balate, Image Valley © vasilemadalin, Image Alm © vasilemadalin, Image Tunnel © lucianf, Image Vidraru 1 © Horia Varlan, Image Vidraru 2 © Ionut Nedelea, Poienari Castle © Emmanuel BRUNNER Manu25.