Über 300 km werde ich in Siebenbürgen zurücklegen. Von Cluj-Napoca bis zum Bâlea-Pass auf der Transfogaraschen Hochstrasse. Durch wunderschöne Landschaften mit einer faszinierenden Geschichte.
Siebenbürger Sachsen
Siebenbürgen, oder Transsilvanien, ist ein historisches und geografisches Gebiet im südlichen Karpatenraum. Der Name ist vermutlich auf die sieben von deutschen Siedlern (den Siebenbürger Sachsen) gegründeten Städte zurückzuführen (Kronstadt, Schässburg, Mediasch, Hermannstadt, Mühlbach, Bistritz und Klausenburg). In zwei dieser Städte werde ich übernachten, Klausenburg (Cluj-Napoca) und Schässburg (Sighișoara).
Es gibt verschiedene Theorien, wie die deutschen Siedler im 12. Jahrhundert in diese Gebiet gekommen sind. Sicher ist aber, dass es sich nicht um Sachsen handelte. Sie stammten hauptsächlich aus den damaligen Bistümer Köln, Trier und Lüttich.
Steuereinnahmen für den ungarischen König
Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass der Ursprung der Besiedlung die Kreuzzüge sind. Denn es waren genau diese Volksgruppen, die zu dieser Zeit mit dem zweiten Kreuzzug durch diese Gegend kamen. Man geht davon aus, dass die von dem ungarischen König Géza II. mit freiem Land und vielen Rechten zum Bleiben überzeugt wurden.
Der ungarische König tat dies natürlich nicht aus reiner Grosszügigkeit. Géza II. hatte seinen Einflussbereich Mitte des 12. Jhd. auf diese dünn besiedelten Gebiete ausgeweitet. Die angeworbenen Siedler sollten die Gebiete bevölkern, die Grenzen gegen Einfälle aus dem Osten für Ungarn und Europa sichern und die Wirtschaft beleben. Und dadurch Steuereinnahmen für den ungarischen König generieren.
Türkeneinfälle und Mongolensturm
Die Siedler erhielten hier Freiheiten, die sie in ihren Herkunftsgebieten nie hatten, waren weder dem Adel noch der Kirche untertänig und genossen Sonderrechte und Privilegien. Ganz ungefährlich war diese neue Heimat allerdings nicht. So wurde die Bevölkerung z.B. beim Mongolensturm von 1241 erheblich dezimiert. Man erholt sich allerdings schnell, was neuerliche Begehrlichkeiten hervorrief. Vor allem bei den Türken.
Türkeneinfälle mit Brandschatzungen, Menschenraub, Mord und Verwüstung ganzer Landstriche bestimmten die folgenden Jahrhunderte. Dies war auch die Zeit, in der ein Netz von befestigten Kirchenburgen und Städten in diesen Landstrichen errichtet wurde.
Schliesslich gelangten die Türken 1529 bis nach Wien und das ungarische Königreich zerfiel. Auf ein territoriales Einverleiben Siebenbürgens verzichteten die Türken jedoch. Man wurde ein selbstständiges Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit, war aber tributpflichtig. Das hielt die Türken allerdings nicht davon ab, auch weiterhin Städte und Gemeinden in Siebenbürgen zu überfallen und zu plündern.
Habsburger, Österreicher und Ungarn
Ende des 17. Jahrhunderts gelangte Siebenbürgen unter habsburgische Herrschaft und Teil Kronlands (Österreich). in den folgenden Jahren wurde es dann allerdings zum Spielball zwischen Ungarn und Österreichern. Durch den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich fiel Siebenbürgen und andere Gebiete 1867 endgültig Ungarn zu, konnte sich aber der folgenden Magyarisierung noch am ehesten widersetzen. Trotzdem zogen immer mehr Rumänen und Ungarn in die ehemals deutschen Dörfer.
Ende des Ersten Weltkriegs wurde Siebenbürgen dann Teil Rumäniens. Die Siebenbürger Sachsen und die anderen Deutschen der Region unterstützten dieses Anliegen, da sie sich von einem neuen Großrumänien eine bessere Minderheitengesetzgebung versprachen. Dem war dann allerdings nicht so.
Auswanderungswelle in den 1990ern
Trotzdem erreichte die sächsische Bevölkerung nochmal einen letzten demographischen Höhepunkt. Ihre Anzahl von 300.000 Sachsen 1930 waren 2007 allerdings nur noch 15,000 übrig geblieben. In der letzten grossen Auswanderungswelle in den 1990ern sind die meisten nach Deutschland, aber auch noch Österreich, die USA und Kanada gezogen.
Dennoch ist nicht zu übersehen, dass die Gemeinschaft sich vom Auswanderungsschock erholt hat, wieder an Bedeutung gewinnt und ein Aufwärtstrend zu verzeichnen ist. So ist zum Beispiel gerade ein Siebenbürger Sachse, der langjährige Bürgermeister von Hermannstadt (Sibiu) Klaus Werner Johannis, zum Staatspräsidenten Rumäniens gewählt worden.
Einst süße Heimat
Dokumentarfilm von Gerald Igor Hauzenberger,
Österreich 2006,
Länge: 74 Minuten
Beschreibung (öffnen)
Seine Reise nach Transsylvanien geriet für Gerald Igor Hauzenberger zu einer Zeitreise in die deutsche Geschichte mit all ihren unrühmlichen Auswüchsen. Dennoch zog es den jungen österreichischen Filmemacher sechs Jahre lang immer wieder in die Karpaten zurück. Er erkundete die Seelenlage zweier betagter Originale, die unberührt von politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen stolz ihr Deutschtum präsentieren, gleichzeitig aber auch mit düsterem Humor das eigene Ende und damit das Aussterben ihrer Ethnie herbeisehnen. Der dabei entstandene Dokumentarfilm “Einst süße Heimat” wurde mit großer Resonanz auf internationalen Filmfestivals wie dem Max Ophüls Preis in Saarbrücken und dem Internationalen Filmfestival Rotterdam gezeigt. Im Oktober und November 2007 läuft er auch auf den Dokumentarfilmfestivals in Leipzig und Sheffield. Beim diesjährigen Transylvania International Filmfestival gewann “Einst süße Heimat” den Preis der internationalen Filmkritik (FIPRESCI).
Quellen: Wikipedia: Siebenbürgen, Siebenbürger Sachsen
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