Die Hälfte der Strecke von Berlin nach Istanbul habe ich jetzt geschafft und es ist Bergfest. Das feiere ich mit einem Ruhetag in Rumäniens zweitgrößter Stadt Cluj-Napoca.
Die kurze Etappe von Zalău nach Cluj war mit 91 km veranschlagt, wurde aber mit 85 km sogar etwas kürzer, da ich die Bundesstrasse genommen habe. Das ging hervorragend und wie schon auf den letzten Kilometern nach Zalău, hatte sie einen breiten Seitenstreifen. Auch die Autofahrer und Trucker hielten respektvoll Abstand.
An der ersten langen Steigung hinter Zalău habe ich mir sogar ein Schneckenrennen mit zwei Trucks geliefert. Während einer Trinkpause stampften sie an mir vorbei. Ich hab dann die Verfolgung aufgenommen und sie schliesslich abgehängt. Bergab war ich ohnehin schneller.
Sehr angenehm, und eigentlich auch zum ersten Mal auf dieser Tour, das mein Kopf auch mal abschalten konnte und ich so etwas wie einen meditativen Zustand erreichte. Er galt sich nur auf die durchgezogene weisse Linie zu konzentrieren und ab und zu auf den Seitenstreifen auszuweichen, wenn Verkehr von hinten kam.
Sonst passiert immer zu viel um mich herum, oder ich habe auf die verschiedensten Dinge zu achten. Achtung Schlagloch! Verliert der Hinterreifen gerade Druck? Pass auf die tiefergelegten Gullydeckel auf! Trinken, du musst mehr trinken! Verdammt, du hast nur noch eine halbe Flasche Wasser, hoffentlich gibt’s im nächsten Ort einen Shop! Und so weiter…
Natürlich war die Landschaft auch auf dieser Strecke reizvoll, und ich werde dies die nächsten Tage auch noch genug geniessen. Auf der Bundesstrasse kam das an diesem Vormittag vielleicht etwas zu kurz. Dafür war ich dann schon gegen Mittag in Cluj und habe mir erstmal eine Transsylvanische Gulaschsuppe gegönnt.
Seitdem geniesse ich Cluj-Napoca mit meinem Besuch aus Berlin. Die Stadt hat einen ganz besonderen Reiz, wirkt jung und im Aufbruch. Cluj wurde auch schon als Silicon Valley Europas genannt, da sich hier mehrere Tech Firmen angesiedelt haben.
Bergfest klingt gut, es ist aber eben auch erst die Hälfte geschafft. Ich bin ganz froh, wie gut ich die ersten 1300 km überstanden habe. Bergfest klingt aber für mich passender für den Moment, wenn ich auf dem 2042 m hohen Bâlea Pass während der 12. Etappe stehe.
Morgen früh geht es weiter, über 167 km nach Sighișoara, zu deutsch auch Sachäßburg, der vermutlichen Geburtsstadt Vlad III. Drăculea. Auf dem Weg dahin geht es auch durch die Thorenburger Schlucht. Eine ganz besondere Etappe!