Berlin Istanbul Express – Tag 17

Published on: August 4, 2015

Filled Under: Etappen

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Der letzte Tag meiner Tour von Berlin nach Istanbul begann früh. Sehr früh. Ich fühlte mich in meiner Unterkunft in Saray überhaupt nicht wohl und stand schon 15 Minuten nach Sonnenaufgang auf der Strasse. Das Frühstück hatte ich kurzerhand ausfallen lassen.

Auf der Bundesstrasse Richtung Istanbul war ich dann lange Zeit alleine. Das war sehr angenehm. Der Gegenwind und rauhe Strassenbelag allerdings nicht so sehr. Nach etwa einer Stunde wurde die Fahrbahn allerdings glatter und ich kam schneller voran.

An einer Kreuzung traff ich dann auf drei Rennradfahrer. Einer kam sofort auf mich zu und stellte sich als Ugur vom Istanbul Triathlon Club vor. Wer mir denn gesagt hätte, diese Strasse nach Istanbul zu nehmen, fragte er.

Ich hatte ausgibieg recherchiert, wie man am besten mit dem Rad nach Istanbul kommt und war mehrmals auf diese Route gestossen. Ugur bestätigte, dass dies der sicherste Weg in die Stadt sei. Ich würde allerdings in ca. 30 km auf viele Trucks stossen und sollte mich vor ihnen in acht nehmen. Er sollte Recht behalten.


Aber erstmal kam ich an einen Ort, an dem meine Bundesstrasse endete und eine 6spurige Schnellstrasse begann. Da nirgendwo stand, dass Radfahren hier verboten ist und ich auch keine andere Wahl hatte, hab ich die dann auch genommen. Die Schnellstrasse war in hervorragendem Zustand und hatte einen breiten Seitenstreifen. Und quasi keinen Verkehr.

Das änderte sich dann aber bald. Plötzlich waren überall Sandkipper um mich herum. Beladen Richtung Istanbul fahrend und leer zurückkommend. Für den Bau-Boom der Mega-Metropole.

Solange es je Richtung 3 Spuren plus Standspur gab, war das kein Problem. In den Baustellen, wo es nur noch eine Fahrspur je Richtung gab, schon eher. Dort hatte ich dann nur wenige Zentimeter zwischen mir und der Leitplanke auf der einen Seite, bzw mir und den Trucks auf der anderen Seite. Das war kein Vergnügen, aber wir haben uns arrangiert.

Schliesslich kam ich nach Kemerbourgaz, wo ich die Schnellstrasse verlassen musste und auf einer gemütlichen zweispurigen Strasse durch das Naherholungsgebiet Belgrad Ormanlari Richtung Sariyer am Bosporus fuhr.


Hier hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass ich es geschafft habe. 2500 km quer durch Osteuropa, von Berlin nach Istanbul, ohne erwähnenswerte Stürze oder Pannen, ohne Attacken von wilden Hunden oder Begegnungen mit unfreundlichen Menschen.

2500 km faszinierende Landschaften, fantastische Erlebnisse und freundliche Menschen, die mir zwar nicht um den Hals gefallen sind, mir aber respektvoll begegnet sind.

Was jetzt genau die wirklichen Highlights dieser Tour waren, werde ich in einer Nachbetrachtung nochmal besprechen.

Bei meiner Ankunft am Bosporus war ich erstmal von der Schönheit dieser Meerenge beeindruckt. Ich war allerings im Norden der Stadt und immernoch 25 km von meinem Hotel in Karaköy entfernt.

Ich war allerdings eher erleichtert als euphorisch. Das war mal wieder ein heisser Ritt heute und ich war froh, dass alles gut gegangen ist.

Die letzten 25 km am Wasser entlang genoss ich nun. Es war nicht so heiss und hatte sogar kurz geregnet. Bis auf die paar Tropfen, die ich am Morgen in Zakopane abbekommen hatte, der einzige Regen auf der ganzen Tour.

An den meisten Stellen ist das Wasser frei zugänglich und es gibt eine gut ausgebaute Uferpromenade, von der aus an vielen Stellen Menschen in den Bosporus sprangen und badeten. In der Regel natürlich nur Männer und Jungs.

Richtung Zentrum nahm der Verkehr zu und ich kam durch Bebek und Besiktas, vorbei am Dolmabahçe-Palast. Jetzt war ich schon fast an der Galata-Brücke und am Hotel, wo ich schon erwartet wurde.


Hier ging das Abenteuer also zu Ende. 17 Etappen und ein Ruhetag, und auf fast jeder Etappe bin ich an meine Grenze gekommen. Ich habe aber jedesmal die Erfahrung gemacht, dass es immer weiter geht und jede Herausfordeung gemeistert werden kann. Und man sich anschliessend um so besser fühlt.

Sicher gehört dazu auch eine gute Vorbereitung. Ich habe diese Tour lange geplant. Ich habe mich ausgiebig mit der Route der einzelnen Etappen beschäftigt. Ich habe viel trainiert und an meiner Fitness und Ausdauer gearbeitet. Ich habe eine sehr zuverlässige Ausrüstung auf diese Tour mitgenommen.


Und bei alldem bin ich sehr von meinen Feunden und meiner Familie unterstützt worden. All das hat zum Gelingen dieser Tour beigetragen. Und trotz aller Planung und Vorbereitung gibt es immer wieder Überraschungen. Und das ist das Schöne daran.

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